Buchvorstellung
Kriegsfolgen
Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert
Herausgeber: Hannes Hofbauer und Stefan Kraft
Mit Beiträgen von Olga Baysha, Ralph Bosshard, Erhard Crome, Eugen Drewermann, Thomas Fazi, Hannes Hofbauer, Andrej Hunko, Boris Kagarlitsky, Sabine Kebir, Andrea Komlosy, Stefan Kraft, Werner Rügemer, Sabine Schiffer, Jochen Scholz, Peter Wahl und Florian Warweg
März 2023, Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Wien
ISBN: 978-3-85371-511-6
E-Mail: promedia@mediashop.at
Web: http://www.mediashop.at oder http://www.verlag-promedia.de
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Am 4.2.2023 erschien der Aufruf „Aufstehen fürs Überleben“:
„Zutiefst besorgt um das Leben und Überleben in der Mitte Europas richten wir diesen Aufruf vorrangig an die Menschen in den deutschsprachigen europäischen Ländern. Bei einer Vielfalt gesellschaftspolitischer Ansichten werden wir von der gemeinsamen Überzeugung getragen, dass unsere Welt zu keiner Zeit seit der Kubakrise 1962 so nah an der Katastrophe war. Wenn der gegenwärtig in den Massenmedien geschürten wahnhaften Kriegsbegeisterung nicht effektiv entgegengewirkt wird, besteht die große Gefahr, dass der Ukraine-Krieg zum Einsatz von Atomwaffen in Europa führt.
Die vielschichtigen Konfrontationen zwischen den Kräften, die eine unipolare Weltherrschaft anstreben und denen, die für eine multipolare Weltordnung sind, haben bereits verheerende Verwüstungen unter anderem in Jugoslawien, Sudan, Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien und Jemen verursacht. Die seit 2014 bestehenden militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine stellen einen Teil dieser weltweiten Entwicklung dar.
Inmitten des Kalten Krieges war die Kubakrise ein Weckruf. Anders als heute suchten damals die beiden Großmächte ein Entgegenkommen in beiderseitigem Interesse. So wurden unter anderem die Verträge über die Abwehr ballistischer Raketen und die Verträge über nukleare Mittelstreckenraketen, die inzwischen verworfen wurden, ausgehandelt.
Ausgehandelte Friedensabkommen basieren weniger auf Vertrauen als auf dem gegenseitigen Verständnis, dass die gefundene Alternative im Interesse beider Seiten ist. Wir erheben unsere Stimme für sofortige Friedensverhandlungen und gegen die Kriegstrommler, die eine Fortsetzung des Krieges „bis zum Sieg der Ukraine“ und die entsprechenden Waffenlieferungen fordern.
Unser Schicksal steht auf des Messers Schneide!
Nun kommt es darauf an, durch vielfältige Aktionen dem allgegenwärtigen Kriegsgetrommel aufklärend entgegenzuwirken, damit das Überleben gesichert werden kann.“
Im Sinne dieser dringend erforderlichen vielfältigen Aktionen gegen das allgegenwärtige Kriegstrommel wird hier auf das im März 2023 erschienene, besonders lesenswerte Buch „Kriegsfolgen. Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert“ hingewiesen.
Hannes Hofbauer und Stefan Kraft schreiben im Vorwort des Buches:
„Als Verleger des Promedia Verlags haben wir die Fassungslosigkeit über den kriegslüsternen Zustand unserer Medienverantwortlichen und Politiker nach einem Schockmoment jedenfalls genutzt, um in die Tastatur zu greifen und eine kritische Autorenschaft zu versammeln.
Allen Beitragenden ist gemein, dass sie weder die offizielle westliche noch die russische Propaganda mittragen wollen, mit der Angriffe und Gegenangriffe legitimiert werden.
So untersuchen mehrere AutorInnen die Vorgeschichte des aktuellen Waffengangs, in dem sie etwa die Entstehung des ukrainischen Staats, die NATO-Osterweiterung, die Sanktionspolitik, den Kampf um den Donbass und das Ende des »amerikanischen Jahrhunderts« beschreiben. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Rechtsruck in Russland, der Ukraine und den westlichen Staaten: Unter Putin erstarkt der großrussische Chauvinismus, unter Selenskyj die (neo)faschistischen Kräfte und eine deutsche Regierung schickt wieder Panzer gen Osten. Der Wirtschaftskrieg, die Sanktionen und Embargos gegen Russland und deren Auswirkungen werden ebenso thematisiert wie abschließend die Rolle der (deutschsprachigen) Medien, die sich – wie so oft in Kriegszeiten – als treibende Kraft erweisen.
In allen am Konflikt beteiligten Ländern hat die Friedensbewegung heutzutage einen schweren Stand. Doch nicht nur die Gefahr eines Atomkriegs, auch der permanente Krisenmodus in den neoliberalen Gesellschaften bringt immer mehr Menschen dazu, die angebliche Unvermeidlichkeit der Kriegspolitik zu hinterfragen. Unser Buch soll ihnen dazu Argumente liefern.“
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Vom Konflikt zum Kriegsgang
Andrea Komlosy: Historische Momente der ukrainischen Staatsbildung (1917−1991)
Thomas Fazi: Vom Krieg gegen Corona zum Krieg gegen Russland
Peter Wahl: Der Krieg, der vor dem Krieg begann
Hannes Hofbauer: Von Vilnius 2013 nach Minsk 2015. Wie sich Europa auf die Konfrontation mit Russland vorbereitete
Ralph Bosshard: Verlauf des Kriegs in der Ukraine – ein erstes Fazit
Jochen Scholz: Wer über die Weltinsel herrscht. Konsequenzen für Europa
Das Kriegsgeheul und der Vormarsch der politischen Rechten
Stefan Kraft: Luxemburg, Lenin und Putins »Russki Mir«
Olga Baysha: Selenskyjs autoritärer Populismus. Vom Frieden zum Krieg
Boris Kagarlitsky: Die Sackgasse des Krieges und die Bedrohung des Friedens
Andrej Hunko: Kiews »Schwarze Listen«
Erhard Crome: Deutsche Kriegspfade
Eugen Drewermann: Ohne NATO leben – Ideen zum Frieden
Wirtschaftskrieg und Entwestlichung
Florian Warweg: Nord Stream als Kriegsgrund
Werner Rügemer: Ukraine. Extremes Muster neoliberaler Neuordnung
Hannes Hofbauer: Vom US-/EU-Sanktionsregime gegen Russland zur Entwestlichung Eurasiens
Die Medien als treibende Kraft
Sabine Schiffer: Das Narrativ von den Guten und den Bösen
Sabine Kebir: Wording und Framing in Kriegszeiten
Zitate zum Krieg
AutorInnenbiographien
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AutorInnenbiographien
Olga Baysha wurde als ethnische Ukrainerin 1966 in Charkiw geboren und ist Professorin für Medien und Kommunikation an der Higher School of Economics in Moskau. Vor ihrem Studium arbeitete sie als Redakteurin beim ukrainischen Fernsehen (1991–2008).
Ralph Bosshard, Studium der Geschichte an der Universität Zürich, Oberstleutnant im Generalstab i.R., Chef der Operationsplanung im Führungsstab der Schweizer Armee. Er diente als militärischer Sonderberater des Ständigen Vertreters der Schweiz bei der OSZE. Analysen der Kriegsgebiete in der Ukraine und in Berg-Karabach. Seit 2022 freiberuflicher Analytiker für polit- und militärstrategische Fragen bei der bkoSoft in Appenzell.
Erhard Crome, geboren 1951 in Berlin. Studium der Außenpolitik am Institut für Internationale Beziehungen der DDR in Potsdam-Babelsberg, amtierender Lehrstuhlleiter für Vergleiche politischer Systeme und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Potsdam. Zuletzt ist von ihm erschienen: »Russlands ukrainischer Krieg. Die Ursachen und die Folgen« (Berlin 2023).
Eugen Drewermann, geboren 1940 in Bergkamen/NRW. Theologe und Psychoanalytiker. Nach langjährigem Streit suspendierte ihn Rom als Priester, er trat daraufhin aus der katholischen Kirche aus. Zuletzt ist von ihm erschienen: »Wege zum Frieden. Rede zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion« (Münster 2021).
Thomas Fazi, geboren 1982 in London. Lebt in Rom. Er arbeitet als Schriftsteller, Journalist und Übersetzer. Zuletzt ist von ihm erschienen: »The Covid Consensus: The Global Assault on Democracy and the Poor – A Critique from the Left«, gemeinsam verfasst mit Toby Green (2022). Er ist Kolumnist für die Internetmedien UnHerd und Compact Mag.
Hannes Hofbauer, geboren 1955 in Wien. Studium der Wirtschaft- und Sozialgeschichte. Publizist und Verleger. Zum Thema ist von ihm erschienen: »Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung« (Wien, 7. Auflage
2022).
Andrej Hunko, geboren 1963 in München. Mediengestalter und Drucker. Mitglied des Deutschen Bundestages seit 2009 (Die Linke) und der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Zuletzt erschien von ihm zum Thema: »Ukraine zwischen Bürgerkrieg, Russland und dem Westen. Vom EU-Assoziierungsabkommen in einen neuen Kalten Krieg?« (Hamburg 2017)
Boris Kagarlitsky, geboren 1958 in Moskau. In den Jahren 1982–83 verbrachte er 13 Monate im Gefängnis. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde er 1993 unter Jelzin und 2021 unter Putin erneut wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Derzeit lebt er in Moskau und lehrt an der Moskauer Schule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Herausgeber der russischen Webzeitschrift und des YouTube-Projekts Rabkor.
Sabine Kebir, geboren 1949 in Leipzig. Studium der russischen, französischen und italienischen Sprache an der Humboldt-Universität in Berlin. Von 1977 bis 1988 lehrte sie am Institut für Politische Wissenschaften und Journalistik in Algier. Publizistin und Übersetzerin.
Andrea Komlosy, geboren 1957 in Wien. Studium der Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien sowie der Politikwissenschaften am Institut für Höhere Studien. Professorin an der Universität Wien, Forschungsaufenthalte in Honolulu, Schanghai und Harvard/Boston. Zuletzt ist von ihr erschienen: »Zeitenwende. Corona, Big Data und die kybernetische Zukunft« (Wien 2022)
Stefan Kraft, geboren 1975 in Wien, ist Verleger und Publizist.
Werner Rügemer, geboren 1941 in Amberg/Bayern. Studium der Philosophie und Ökonomie in München, Tübingen und Paris. Journalist und Sachbuchautor. Zuletzt ist von ihm erschienen: »BlackRock & Co enteignen!« (Frankfurt/Main 2021).
Sabine Schiffer, geboren 1966, lebt in Berlin. Sie promovierte zum Islambild in den Medien und gründete 2005 das Institut für Medienverantwortung (IMV). Seit 2018 hält Schiffer eine Professur an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Frankfurt/Main. Von ihr erschien u.a. »Medienanalyse – ein kritisches Lehrbuch« (2021).
Jochen Scholz, geboren 1943. Studium der Geschichte und Politikwissenschaften an der LMU München. Bundeswehr-Offizier. Einsatz u.a. im NATO-Hauptquartier Alliierte Luftstreitkräfte Zentral-Europa/Ramstein. Ab 1994 bis zur Pensionierung als Oberstleutnant Referent im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn.
Peter Wahl, geboren 1948 in Worms, studierte Gesellschaftswissenschaften und Romanistik in Mainz, Aix-en-Provence und Frankfurt/Main. Er ist Autor und Mitbegründer von attac Deutschland.
Florian Warweg, geboren in Magdeburg. Journalist. Studien- und Arbeitsaufenthalte in Syrien und Israel sowie in Lateinamerika. Seit 2022 Redakteur der »Nachdenkseiten«.