RAND Corporation: Die Vermeidung eines langen Krieges. Die US-Politik und der Verlauf des Russland-Ukraine-Konflikts

Die Vermeidung eines langen Krieges

Die US-Politik und der Verlauf des Russland-Ukraine-Konflikts

Von Samuel Charap und Miranda Priebe

RAND Corporation, Januar 2023

https://www.rand.org/pubs/perspectives/PEA2510-1.html )

Übersetzt von Fee Strieffler und Wolfgang Jung, 7.2.2023

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Anmerkungen der Übersetzer:

Dieses jüngste Strategiekonzept der Rand Corporation liefert zahlreiche Beweise dafür, dass es den USA bei der Osterweiterung der NATO und bei der Anheizung des Ukraine-Konfliktes von Anfang an nur darum ging, Russland in die Enge und in einen Krieg mit der Ukraine zu treiben, um es wirtschaftlich und militärisch zu schwächen Dabei wollten die USA möglichst große Vorteile für sich selbst herausschlagen und die hinzunehmenden Nachteile möglichst klein halten.

Nach Einschätzung der Rand Corporation ist das weitgehend gelungen: „Der Krieg in der Ukraine hat Russlands Wirtschaft geschadet, sein internationales Ansehen ramponiert, sein Militär geschwächt, europäische Bemühungen ausgelöst, die Einfuhr russischer Kohlenwasserstoffe einzustellen, die NATO-Erweiterung um Finnland und Schweden vorangetrieben und die europäischen Verbündeten zur Erhöhung ihrer Verteidigungsausgaben veranlasst.“ Statt preisgünstiges russisches Erdgas über Pipelines beziehen die EU-Staaten jetzt umweltschädliches überteuertes LNG-Gas aus den USA, die US-Rüstungsindustrie macht glänzende Geschäfte, und die bisher guten Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation sind dauerhaft zerrüttet.

Deshalb empfiehlt die Rand Corporation der US-Regierung, nicht länger zu eskalieren, sondern jetzt auf die Bremse zu treten – bevor es zu einem offenen Schießkrieg zwischen der NATO und Russland kommt, der sich schnell zu einem globalen Atomkrieg ausweiten könnte. Außerdem sei zu befürchten, dass die Unterstützung der Ukraine in einem noch Jahre fortdauernden Krieg auch für die USA zu teuer würde.

Die US-Regierung soll den Krieg in der Ukraine also möglichst schnell beenden – unter Nutzung von vier Optionen: „Klärung ihrer Pläne für die künftige Unterstützung der Ukraine, Zusagen für die Sicherheit der Ukraine, Zusicherung der Neutralität der Ukraine und Festlegung von Bedingungen für die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.“

Wäre es den USA nur darum und nicht um die Durchsetzung eigener Ziele gegangen, hätte es überhaupt keinen Krieg in der Ukraine geben müssen.

Was sollten die Ukrainer und vor allem die Bewohner der Bundesrepublik Deutschland möglichst schnell daraus lernen?

  1. Zur Durchsetzung ihrer Interessen ist den USA wirklich jedes Mittel recht.
  2. Dafür gehen sie über Berge von Leichen, so lange nicht allzu viele US-Amerikaner darunter liegen.
  3. Politiker, die für die Durchsetzung der Interessen der USA die Existenz ihrer eigenen Länder aufs Spiel setzen, sollten wegen Hochverrats angeklagt und ihrer Ämter enthoben werden.

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Wir haben die Analyse der RAND Corporation mit DeepL-Unterstützung komplett übersetzt, aus Platzgründen aber auf die eingeschobenen doppelten Textpassagen in größerer Schrift verzichtet. Die Einfügungen in eckigen Klammern waren im Originaltext enthalten die in runden Klammern und die Hervorhebungen im Text wurden hinzugefügt.

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Beginn der Übersetzung

Wie wird das enden? Diese Frage beherrscht zunehmend die Diskussion über den russisch-ukrainischen Krieg in Washington und anderen westlichen Hauptstädten. Obwohl im Herbst 2022 eine erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive in Charkiw und Cherson den Optimismus über Kiews Aussichten auf dem Schlachtfeld wieder aufleben ließen, war die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom 21. September, vier ukrainische Provinzen zu annektieren und die russischen Streitkräfte teilweise zu mobilisieren, eine deutliche Erinnerung daran, dass dieser Krieg noch lange nicht zu Ende ist. Die Kämpfe wüten noch immer an fast 1.000 km Frontlinie. Die Verhandlungen über die Beendigung des Konflikts sind seit Mai ausgesetzt. Der weitere Verlauf und der endgültige Ausgang des Krieges werden natürlich weitgehend von der Politik der Ukraine und Russlands bestimmt. Aber Kiew und Moskau sind nicht die einzigen Hauptstädte, die ein Interesse daran haben, was passiert. Dieser Krieg ist der bedeutendste zwischenstaatliche Konflikt seit Jahrzehnten, und seine Entwicklung wird erhebliche Folgen auch für die USA haben. Deshalb ist es angebracht zu bewerten, wie sich dieser Konflikt entwickeln könnte, welche alternativen Wege für die Durchsetzung der Interessen der USA in Frage kommen und was Washington tun kann, um einen Weg zu fördern, der den Interessen der USA am besten dient.

Weiterlesen: FS WJ 7.2.2023

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Weitere Schriften von Fee Strieffler und Wolfgang Jung:

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Siehe auch:

«Eine Rückeroberung der von Russland eingenommenen Gebiete ist unrealistisch»

«Das ukrainische Militärpotenzial wird langsam zermahlen»

Interview mit Jacques Baud

Februar 2023

«Eine Rückeroberung der von Russland eingenommenen Gebiete ist unrealistisch». Interview mit Jacques Baud

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Siehe auch:

Die Kriegsziele des Westens

15.2.2023

Der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, fordert eine Einigung in der NATO auf „die westlichen [!] Kriegsziele“ im Ukraine-Krieg. Um diese festzulegen, solle „eine politisch-strategische Kontaktgruppe“ eingerichtet werden, erklärt der deutsche Diplomat. So müsse etwa festgestellt werden, ob man „die Ukraine ermuntern“ wolle, „die Krim militärisch zurückzuerobern“. Mit der Bildung einer solchen „Kontaktgruppe“ übernähme der Westen faktisch völlig offen die Kontrolle über das ukrainische Vorgehen in dem Krieg, dessen frühzeitige Beendigung er zahlreichen Quellen zufolge Ende März bzw. Anfang April vergangenen Jahres erfolgreich sabotierte.

Weiterlesen: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9164

PDF-Version: GFP 15.2.2023