Dialog statt Waffen – überparteilich gegen den Krieg
Von Wolfgang Effenberger
30.3.2023
Generalleutnant a.D. Manfred Grätz (ehemals stellvertretender Minister für Nationale Verteidigung der DDR und Chef des Hauptstabes der Nationalen Volksarmee) sowie Generalmajor a.D. Sebald Daum (ehemals stellvertretender Chef des DDR-Militärbezirks III) protestierten in ihren offenen Briefen gegen den Kriegskurs der nunmehrigen Deutschen Bundesregierung und fordern darin den Frieden mit Russland.
Auf Grundlage dieser beiden bemerkenswerten Schreiben lud das „Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden e.V.“ am 27. März 2023 zu einer hochrangig besetzten Podiumskonferenz in Berlin ein. [1]
Am Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) war Manfred Grätz erst zehn Jahre alt: „Zu jung, um schon für den Waffengang des deutschen Faschismus missbraucht zu werden, aber alt genug, um zu verstehen, dass Krieg nur unermessliches Leid, Elend und menschenverachtende Vernichtung bedeutet.“ [2] Heute bewegt Generalleutnant a.D. Grätz eine ganze Gemengelage an Gefühlen und Empfindungen, wobei inzwischen Wut und Enttäuschungen dominieren: „Wut kocht in mir hoch, wenn ich die völlig haltlose einseitige Schuldzuweisung an Russland, in der Regel personell an Putin verfolgen muss, an Putin, den Aggressor, Putin den Kriegsverbrecher. Putin ist an allem schuld, was gegenwärtig in der Welt passiert. Vergessen oder bewusst verschwiegen die gesamte Vorgeschichte des Krieges in der Ukraine, vergessen der Wortbruch des Westens bezüglich der NATO-Osterweiterung, vergessen die Rede Putins vor dem Bundestag anno 2001, in der er die Hand ausstreckte, friedliche Zusammenarbeit anbot und dann mit Standing Ovations verabschiedet wurde, vergessen auch die Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, als er die NATO-Osterweiterung als Bedrohung russischer Sicherheitsinteressen ansprach“. [3]
Für Grätz ist die Diskussion darüber, ob Deutschland schon Kriegspartei ist, brotlose Kunst. Für ihn sind die Fronten längst klar: „Wir sind mittendrin!“ Es stimmt Grätz bedenklich, dass sich selbsternannte Experten in den Medien ausbreiten dürfen, während General a.D. Harald Kujat (ehemals Generalinspekteur der Deutschen Bundeswehr und Vorsitzender des NATO-Militärausschusses) seine realen Einschätzungen der Lage in einem Schweizer Journal darzulegen hat. Oder wenn sich Brigadegeneral a.D. Erich Vad (ehemals militärischer Berater von Frau Merkel) im Journal EMMA von Alice Schwarzer äußert (nicht missverstehen, Respekt für Frau Schwarzer!) Oder wenn sogar der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte, General Mark Milley, für seine reale Einschätzung der Lage in der Ukraine von der Biden-Administration einen Rüffel einstecken musste und über seine Erkenntnisse der Mantel des Schweigens ausgebreitet wird.
Gefährlich findet es Grätz, wenn Politiker und sogenannte „Experten“ in Talkshows oder bei anderen Gelegenheiten über das Thema Eskalation (vielleicht sogar unter Einsatz taktischer Nuklear-Waffen) sinnieren und damit leichtsinnig Kriegsverbrechen befeuern. Grätz erinnert in diesem Zusammenhang an das Ende des Zweiten Weltkriegs, als die USA auf das kapitulationsreife Japan Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abwarfen: „Vergessen! Zu den Akten gelegt, das bis dato größte Kriegsverbrechen der Menschheitsgeschichte, begangen von den USA.“ [4]
Am Schluss fordert Generalleutnant a.D. Grätz auf, die Stimme zu erheben und sich nicht zu verstecken: „Geht mit auf die Straße, sofern Ihr noch rüstig und mobil seid. Redet mit den Leuten, trotz unterschiedlicher Interessen, die dort vertreten sind. Krieg will von den Demonstranten keiner. All das sagt mir mein Gewissen. Bitte, prüft auch das Eure!“ [5]
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Weitere Beiträge von Wolfgang Effenberger:
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Siehe auch:
Meinungsfreiheit vs. Meinungsdiktatur
Von Rechtsanwalt Hans Bauer
Vizepräsident des OKV (Ostdeutsches Kuratorium von Verbänden e.V.)
Vorsitzender der GRH (Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung)
Redebeitrag zur Konferenz des OKV (Ostdeutsches Kuratorium von Verbänden e.V.) am 27.3.2023 in Berlin: Dialog statt Waffen, überparteilich gegen den Krieg, Frieden mit Russland
Meinungsfreiheit vs. Meinungsdiktatur. Von Rechtsanwalt Hans Bauer
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Resolution vom 27.3.2023, Berlin:
Dialog statt Waffen – Frieden mit Russland
Resolution vom 27.3.2023, Berlin: Dialog statt Waffen – Frieden mit Russland
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