WEF Davos 2022: „Geschichte an einem Wendepunkt“? Von Wolfgang Effenberger

WEF Davos 2022: „Geschichte an einem Wendepunkt“?

Von Wolfgang Effenberger

29.5.2022

In der letzten Maiwoche fand unter dem Motto „Geschichte an einem Wendepunkt“ die diesjährige Konferenz des Weltwirtschaftsforums statt. Zum ersten Mal nach zweieinhalb Jahren Pandemiepause hatte sich die Elite aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht in verschneiter Berg-, sondern in einer regennassen Frühlingslandschaft getroffen. Reisten früher über 3.000 Exponenten der internationalen Führungsriege an, so waren es 2022 ein Drittel weniger. Umso höher waren dafür die Erwartungen des 84jährigen Gründers Klaus Schwab: „Unter dem Motto ‚Geschichte am Wendepunkt‘ wird das diesjährige Jahrestreffen das aktuellste und wichtigste seit der Gründung des Weltwirtschaftsforums vor über 50 Jahren.“(1)

In Gedanken beim Krieg in der Ukraine, postulierte Schwab: „Russlands Angriff wird in die Geschichtsbücher eingehen als der Zusammenbruch der Weltordnung nach dem 2. Weltkrieg und dem Kalten Krieg.“(2) Nach dieser Definition war es geradezu zwangsläufig, dass zum Auftakt am 23. Mai in Davos der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf einer übergroßen Bildfläche zugeschaltet wurde und mit seiner Kriegs- und Kampfrhetorik die Teilnehmer für schärfere Sanktionen gegen Russland einstimmte. Im Jahr zuvor hatte kein geringerer als Chinas Staatspräsident Xi Jinping die damals virtuelle WEF-Veranstaltung eröffnet.

Den dominanten Auftritt Selenskyjs hat der österreichische Zeichner Pepsch Gottscheber in seiner Karikatur in einen Rahmen gestellt, der einen überdimensionalen und bedrohlich wirkenden Selenskyi vor einer zwergenhaft wirkenden Tischrunde(3) zeigt, die das WEF darstellt. Die in der Süddeutschen Zeitung am 26. Mai veröffentlichte Karikatur entfachte ein Kreuzfeuer der Kritik(4) und gipfelte in dem Vorwurf des Antisemitismus.(5) Einen Tag darauf reagierte die Süddeutsche Zeitung auf twitter mit einer kurzen Erklärung auf die massive Kritik.

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Die Veröffentlichung des Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, ehemaliger Offizier der Bundeswehr, setzt sich als Autor seit seinem ersten Buch „Pax americana“ (2004) engagiert für den Frieden ein. Im April 2022 erschien von ihm „Die unterschätzte Macht: Von Geo- bis Biopolitik – Plutokraten transformieren die Welt“. Weitere Bücher von ihm zum Thema:  „Wiederkehr der Hasardeure“ (2014, Koautor Willy Wimmer), die Trilogie „Europas Verhängnis 14/18“ (2018/19) sowie „Schwarzbuch EU & NATO“ (2020).

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