Butscha öffnet die letzten Schleusen. Aufgepeitscht ins große Inferno? Von Wolfgang Effenberger

Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.

 

Butscha öffnet die letzten Schleusen.

Aufgepeitscht ins große Inferno?

Von Wolfgang Effenberger

8.4.2022

 

Die Vorgänge um Butscha erinnern den letzten jugoslawischen Außenminister Živadin Jovanović  an die Anklage von William Walker gegen die serbischen Sicherheitskräfte wegen des „Massakers an Zivilisten“ in Racak, Serbien, Provinz Kosovo, und Metohija, im Januar 1999. Racak war der Auslöser für die NATO-Aggression gegen Jugoslawien im März desselben Jahres. Ein internationales forensisches Team unter der Leitung der finnischen Ärztin Helen Ranta konnte keine überzeugenden Beweise für ein Massaker finden, und William Walker, der amerikanische Leiter der OSZE-Mission, war von Rantas professioneller Einstellung entsetzt. Jahre später ließ der ICTY die Anklage gegen den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević wegen des „Massakers von Racak“ fallen und bestätigte damit die Einschätzung des forensischen Teams.(1) Doch zuvor konnten die 40 Toten von Racak derartig instrumentalisiert werden, dass am 24. März 1999 vom italienischen Piacenza auch deutsche Kampfjets zum 78-tägigen Kriegseinsatz gegen Jugoslawien starteten. Bombardiert wurde gemäß den fünf Ringen des ehemaligen US-Colonels John A. Warden III: An erster Stelle die Führungsspitze des Landes, dann die Schlüsselproduktion, gefolgt von der Infrastruktur (Brücken, E-Werke, Kanalisation…). Erst nach der Bevölkerung kamen die eingesetzten militärischen Kräfte. Verschossen wurde dabei auch panzerbrechende Munition aus abgereichertem Uran (DPU), was sich heute noch stark auf die Häufigkeit bestimmter Krebsarten wie Leukämie auswirkt.

Am 16. November 2010 strahlte die ARD den Dokumentarfilm „Es begann mit einer Lüge“ aus. Den Autoren Angerer und Werth war in mehrjähriger Recherche ein Lehrstück in Sachen Kriegspropaganda – made in Germany – über den ersten Kriegseinsatz deutscher Soldaten nach 1945 gelungen. „Im Kampf um die öffentliche Meinung spielte Scharping eine entscheidende Rolle“, bescheinigte NATO-Sprecher Shea nach dem Krieg dem deutschen Minister.(2) Und in der Tat: Zahlreiche neue Zeugenaussagen und bislang unveröffentlichte geheime Lageberichte aus Scharpings Behörde machten wichtige „Beweisstücke“ zur Farce. Der Titel der WDR-Dokumentation „Es begann mit einer Lüge“ konnte demnach nicht angefochten werden.

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