Buchempfehlung
(30.10.2020)
Hannes Hofbauer: Europa. Ein Nachruf
Promedia Verlag, 2020
ISBN: 978-3-85371-475-1
So wie die Sonne
die jeden Tag aufrecht
ohne jegliche Rücksichtnahme
auf vermeintliche Allmächtige
Licht und Wärme spendet
beleuchte du beharrlich
Abläufe und Ereignisse
schenke deiner Umgebung
Zuversicht und Lebensfreude
Täusche dich nicht
denn tausend Sonnen
trägst du in dir [1]
Mitten in der aktuellen schmerzenden, aufrüttelnden und ebenfalls Zuversicht gebenden Corona-Krise erhielt ich den Hinweis auf das neue Buch von Herrn Hannes Hofbauer: „Europa. Ein Nachruf“. Herr Hofbauer, 1955 in Wien geboren, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Er arbeitet als Publizist und Verleger. Sein Buch habe ich mit Dankbarkeit und Hochachtung gelesen.
Im Rahmen einer ausführlichen Untersuchung [2] beleuchtet der Autor aus verschiedenen Blickwinkeln [3] die Entwicklungsphasen der „Europäischen Union“. Die zusammenfassende Beschreibung des Buches durch den Verlag lautet [4]:
„Der herrschende Diskurs erlaubt kein negatives Eigenschaftswort zum Begriff „Europa“. Allenthalben wird über mehr Transparenz, bessere Kommunikation und effektivere Verwaltung debattiert. Das Konstrukt der Europäischen Union wird als alternativlos dargestellt; alternativlos als Großraum im weltweiten wirtschaftlichen Konkurrenzkampf ebenso wie als Garant für eine – angeblich – demokratische Wertegemeinschaft.
Hannes Hofbauer entlarvt das in Brüssel, Berlin und anderswo gemalte Selbstbild als ideologische Begleiterscheinung ökonomischer Protagonisten, die für ihre Geschäfte einen supranationalen Raum und einen entsprechenden militärischen Flankenschutz brauchen. Und er weist den hegemonial-liberalen Ansatz, wonach eine Infragestellung des „europäischen“ Selbstverständnisses quasi automatisch rechts wäre, entschieden zurück.
Der Autor verfolgt die Europa-Idee bis ins Hochmittelalter zurück und zeigt, wie die Verschmelzung von Antike und Christentum schon vor 800 Jahren zu einem Drang nach Osten geführt hat. Das Selbstverständnis der Kreuzzüge war weströmisch-europäisch. Auch der Kampf von Herrscherhäusern um Vorherrschaft spielte sich auf dem europäischen Tableau ab. Und die zwei bislang verheerendsten Feldzüge in Richtung Osten, jener Napoleons und jener der Wehrmacht, folgten sehr unterschiedlichen, heute verquer wirkenden Europabildern. Nur wenige Europa-Visionen waren von sozialen Utopie- und Friedensvorstellungen geprägt.
Der Großteil des Buches beschäftigt sich mit der Geschichte der EU-europäischen Einigung, die vom Kohle-Stahl-Pakt über die Einheitliche Europäische Akte, Maastricht und den Vertrag von Lissabon bis zu den Zerfallsprozessen unserer Tage reicht. Die vielfachen Warnungen an die Brüsseler Ratsherren, ablehnende Referenden in Frankreich, den Niederlanden, Irland und EU-feindliche Stimmungen in vielen Mitgliedsländern, wurden in den Wind geschlagen. Auch das britische Brexit-Votum im Jahr 2016 stellte keinen Weckruf für die Apologeten der Supranationalität dar. Wie stark die nationalen Fliehkräfte entwickelt sind, zeigt der Umgang mit der Bekämpfung eines Virus, dem sich das abschließende Kapitel widmet.
Es ist Zeit, sich Gedanken über eine Welt nach dem Scheitern der Brüsseler Union zu machen.“
Wie bei jeder Betrachtung ist es auch bei den Beobachtungen und Ergründungen dieses Buches entscheidend zu wissen, im welchen größeren Rahmen die Auseinandersetzung erfolgt und welcher rote Faden vorliegt. Die folgenden Auszüge geben diesbezüglich hilfreiche Hinweise. … Weiterlesen
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Inhaltsverzeichnis des Buches
Quellenangaben und Literaturliste des Buches
In einem Exkurs veranschaulicht der Autor die wesentlichen Institutionen der „Europäischen Union“ und die entsprechenden mangelhaften demokratischen Verhältnisse. Mit freundlicher Genehmigung des Verlags erfolgt die Veröffentlichung dieses Kapitels.