Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Von Andreas Peglau

„Sich einer menschenwürdigen Ordnung anzunähern, ist auf verschiedene Weise möglich und nötig. Wirtschaftliche Umwälzungen gehören zwingend dazu. Durch rein wirtschaftliche Veränderungen ist dieses Ziel jedoch nicht zu erreichen. Schon gar nicht lässt es sich wirtschaftlich definieren. Für diese Definition brauchen wir Antworten auf Fragen, die in erster Linie psychologischer Natur sind: Was ist „gutes“ Leben, was macht einen glücklichen Menschen aus, was benötigen wir, um tatsächlich zufrieden zu sein, was genau ist „menschenwürdig“?

Nur in dem Maße, wie wir uns ein reales, umfassendes, ganzheitliches Menschenbild erarbeiten – das psychosoziale Zusammenhänge ebenso berücksichtigt wie biologische Gegebenheiten und ökologische Abhängigkeiten –, können wir tatsächlich beurteilen, wie eine Sozialordnung beschaffen sein müsste, die uns gemäß ist.

Je klarer wir ein solches Ziel vor Augen haben, desto leichter wird es uns fallen, wieder loszulaufen.“

Quelle: Seite 74 der hier vorgestellten Schrift.

Menschen als Marionetten?

Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten

Von Andreas Peglau

Oktober 2024

https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/

Mein neuer Beitrag steht ab sofort zum Lesen, Herunterladen, Weitergeben und Diskutieren zur Verfügung.
Hier kann er insgesamt heruntergeladen werden als pdf-Dokument. 

Da er die Länge eines kurzen Buchs hat, habe ich ihn aber auch noch einmal aufgeteilt in 10 Teile, die sich online lesen lassen:

Teil 1: Ausgangspunkte, Max Stirner und „Deutsche Ideologie“

Teil 2: Charaktermasken

Teil 3: Individuelle Spielräume, Friedrich Engels, Robert Owen

Teil 4: Die Lage der arbeitenden Klasse, leere Köpfe und menschenschaffende Arbeit

Teil 5: Was ist „Kapital“? / Das beseelte Ungeheuer

Teil 6: Fremde Wesen, seelische Zustände und „soziale Naturgesetze“

Teil 7: Fragwürdige Vor- und Rückschau, Wunschdenken

Teil 8: Von Immanuel Kant bis Kinderarbeit

Teil 9: Vulgärpsychologie, halbherzige Abschwächungen und Bilanz

Teil 10: Alternative Gedankenwege – eine Diskussionsanregung

Quellenverzeichnis

In den „Ausgangspunkten“ habe ich geschrieben:

Heute, da der US-geführte „Westen“ in Kauf nimmt, den gesamten Planeten für den Erhalt seiner „regelbasierten“ Hegemonie zu zerstören, besteht mehr denn je die Notwendigkeit, Alternativen zu finden zu verantwortungsloser Profit- und Machtgier, Kriegstreiberei und Lebensfeindlichkeit.

Als eine solche Alternative verstand sich der in mehreren Ländern zumindest in Ansätzen praktisch erprobte Sozialismus. Dessen wichtigster theoretischer Ansatzpunkt war die – im Rahmen des „Marxismus-Leninismus“ oft verzerrt dargebotene – Lehre von Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895). Der „reale Sozialismus“ wurde frühzeitig insbesondere durch den Staatsterror unter Stalin, später unter Mao Tse Tung und Pol Pot massiv diskreditiert, brach um 1990 zusammen. Seither gelten derartige Konzepte meist als dauerhaft entwertet und Kapitalismus als alternativlos.

Schon weil Marx und Engels sinnvollerweise gar nicht erst versucht haben, Programme für künftige Gesellschaften abzufassen, ist es falsch, ihnen deren Misslingen anzulasten. Am Staatsterror tragen sie ohnehin keine Verantwortung.

Wer bislang noch nicht weiß oder wissen wollte, dass auf kapitalistischer Ausbeutung beruhende Systeme ungerecht sind und daher „umgewälzt“ werden sollten, wer wichtige, diesen Systemen zugrundeliegende sozioökonomische Abhängigkeiten und Zusammenhänge verstehen will, wer sich für daraus abgeleitete Annahmen über frühere und künftige gesellschaftliche Ordnungen interessiert, der kann nach wie vor vieles Wertvolle schöpfen aus der Hinterlassenschaft von Marx und Engels.

[…]

Aber lässt sich daraus ableiten, in ihrer Lehre fänden sich schlüssige Annahmen darüber, wie Ausbeutung und Unterdrückung beendet werden können – oder gar das geistige Rüstzeug, um unsere aktuelle nationale wie auch globale Krise für konstruktive Veränderungen zu nutzen?

Nein. Denn diese Lehre ist nicht nur unabgeschlossen, beschränkt in Inhalt und Geltungsbereich sowie zum Teil veraltet. Sie leidet vor allem an einem nie behobenen Kardinalfehler: dem „ökonomistischen“ Ausgrenzen der realen Psyche – und damit an der Ausgrenzung dessen, was das Entscheidende ist am Menschsein.

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Der gesamte Beitrag als PDF-Dokument: AP10.2024

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Siehe auch:

Sind wir geborene Krieger? Zu psychosozialen Voraussetzungen von Friedfertigkeit und Destruktivität

Vortrag, gehalten am 30.6.2023 innerhalb der Vorlesungsreihe „Psychologische Anthropologie: Militarismus und Krieg“ an der Universität zu Köln.

Von Andreas Peglau

https://afsaneyebahar.com/2023/07/02/20695936/

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Weitere Schriften von Andreas Peglau:

https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/

https://afsaneyebahar.com/category/andreas-peglau/

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