Minsker Sicherheitskonferenz: den Pragmatikern eine Chance geben!
Von Ralph Bosshard
9.11.2025
Ralph Bosshard, 1966 geboren, ist ehemaliger Oberstleutnant im Generalstab (1986–1996) sowie ehemaliger Sonderberater des Ständigen Vertreters der Schweiz bei der OSZE und des Schweizer Botschafters in Kiew. Weitere Schriften: https://globalbridge.ch/author/ralphbosshard/ https://www.zeit-fragen.ch/suche?tx_solr%5Bq%5D=Ralph+Bosshard
Ganz so prominent besucht wie die Münchner Sicherheitskonferenz ist sie nicht, die Internationale Konferenz für eurasische Sicherheit in Minsk – und sie genießt auch nicht die mediale Aufmerksamkeit ihrer Konkurrenzveranstaltung in Bayern. Dafür findet sie an einem Ort statt, wo schon Geschichte geschrieben wurde, nämlich in der belarussischen Hauptstadt Minsk, wo eben jene Minsker Abkommen unterzeichnet wurden, die den Ukraine-Konflikt hätten beenden sollen. Dass es nicht so kam, daran hatten einige Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz mit Sicherheit ihren Anteil …
Das ist kein Grund aufzugeben: Wer Gespräche abbricht, der beerdigt die Hoffnung auf Frieden, meinte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó in seiner Rede zur Eröffnung der Konferenz in Minsk. Die Rekordbeteiligung von Teilnehmern aus 48 Staaten gibt Grund zur Zuversicht, dass zumindest Eurasien etwas Struktur in die um sich greifende globale Un-Ordnung bringt(1). Eine Rolle spielen hier auch die historischen Erfahrungen Ungarns. Sein Land habe in zwei Weltkriegen circa zwei Drittel seines Staatsgebiets und seiner Bevölkerung verloren, aber die Menschen in Ungarn hätten fast 40 Jahre ihres Lebens verloren, bis wieder lebenswerte Bedingungen herrschten, berichtete Szijjártó. In der wohl kritischsten Sicherheitslage seit dem Zweiten Weltkrieg darf man ihm und der eurasischen Diplomatie durchaus eine Chance geben: Schlimmer als die Kollegen in München werden sie es schon nicht machen.
Hochrangig vertreten mit Außenministern waren neben dem Gastgeber Belarus auch Ungarn, Russland, Myanmar und Nordkorea. China war mit dem Sondergesandten für eurasische Angelegenheiten vertreten, der Iran, Indien, Tadschikistan mit stellvertretenden Außenministern. Interessant war auch die Teilnahme von Nino Burjanadze, die zwei Mal als amtierende Staatspräsidentin Georgiens wirkte. Dazu kamen die Generalsekretäre wichtiger internationaler Organisationen wie der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit SOZ, der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit OVKS und der Konferenz für Interaktion und Vertrauensbildung in Eurasien CICA. Auf Botschafterebene waren unter anderem die Schweiz, Pakistan und die Slowakei vertreten. In erster Linie war die Minsker Sicherheitskonferenz aber ein Treffen unabhängiger Fachleute, Universitätsdozenten und Diplomaten auf Arbeitsebene. Neben zahlreichen Instituten und Denkfabriken aus dem postsowjetischen Raum und Asien waren aus dem Westen das Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik GCSP und das US-amerikanische Quincy Institute for Responsible Statecraft vertreten.
Weiterlesen: https://globalbridge.ch/minsker-sicherheitskonferenz-den-pragmatikern-eine-chance-geben/
PDF: RB9.11.2025
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Siehe auch:
Common Vision of a Eurasian Charter of Diversity and Multipolarity in the XXI century
(Charta für Vielfalt und Multipolarität in Eurasien)
Signed by Minister of Foreign Affairs of the Republic of Belarus Maxim V. Ryzhenkov and Minister of Foreign Affairs oft he Russian Federation Sergey V. Lavrov
Brest, 22 November 2024
https://mfa.gov.by/en/press/news_mfa/a7cd40e20e562b10.html
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Radikales Umdenken gegenüber China
US-Falken forderten plötzlich radikales Umdenken gegenüber China
Von Rainer Rupp
7.11.2025
https://apolut.net/radikales-umdenken-gegenuber-china-von-rainer-rupp/
PDF: RR7.11.2025
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Stabilizing the U.S.-China Rivalry
By Michael J. Mazarr, Amanda Kerrigan, Benjamin Lenai
Research report. RAND Corporation
2025
https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_reports/RRA4100/RRA4107-1/RAND_RRA4107-1.pdf
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Kriegstüchtige Geheimdienste
Deutsche Geheimdienste sprechen, ohne Beweise zu präsentieren, von weitreichenden hybriden Angriffen Russlands in Deutschland und fordern größere rechtliche Handlungsspielräume für die Konfrontation mit Moskau.
Von German-Foreign-Policy.com
30.10.2025
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/10177
PDF: gfp30.10.2025
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