Wir sind keine geborenen Krieger
Zu psychosozialen Voraussetzungen von Friedfertigkeit und „Kriegstüchtigkeit“
Von Andreas Peglau
Gegenwärtig versuchen kriegsgeile Politiker, Massenmedien und Rüstungskonzerne wieder einmal, uns „gen Osten“ in Stellung zu bringen, unbeschadet der Tatsache, dass sich diesmal daraus sogar ein Atomkrieg entwickeln kann. Die Friedensbewegung ist bislang zu schwach, um Sand in dieses Getriebe zu streuen. Und die Masse der Bevölkerung begehrt nicht auf gegen die tödliche Gefahr.
Wollen Menschen keinen Frieden? Drängen unsere „Anlagen“ nach mörderischer Gewalt und Zerstörung?
Der Blick in die Geschichte, in Archäologie, Anthropologie und Psychologie lässt ein ganz anderes Bild entstehen. Von den sechs Millionen Jahren, die zumeist für die Menschheitsentstehung veranschlagt werden, gibt es für 5.988 Millionen Jahre, also für 99,98 Prozent davon, keinerlei Nachweise für Krieg. Sätze wie „Seit die Menschen existieren, führen sie Krieg“, entbehren daher jeder wissenschaftlichen Grundlage, sind unseriös und irreführend. Wer Derartiges dennoch verbreitet, muss sich fragen lassen, auf welcher Grundlage und mit welcher Motivation er das tut.
Die Frage, ob „Kriegstüchtigkeit“ zur menschlichen Natur gehört, lässt sich hingegen sehr wohl wissenschaftlich untersuchen – und mit einem klaren NEIN beantworten. Nur psychisch schwer gestörte Menschen wollen Krieg. Auf „Kriegstüchtigkeit“ getrimmt zu werden, macht uns krank.
Weiterlesen: AP_10.2025
PDF: AP_PDF_10.2025
Hörbuch: AP_Hörbuch_10.2025
Übersetzungen: AP_Übersetzungen_10.2025
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Siehe auch:
„Psychisch gesunde Menschen wollen keinen Krieg“
Jens Lehrich im Gespräch mit dem Psychoanalytiker Dr. Andreas Peglau
15.4.2025
https://afsaneyebahar.com/2025/04/25/20703838/
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Massenpsychologie des Faschismus
Der Originaltext von 1933
Von Wilhelm Reich
Herausgegeben, redigiert und mit einem Anhang versehen von Andreas Peglau
2020, Psychosozial-Verlag, Gießen
ISBN: 978-3-8379-2940-9
https://psychosozial-verlag.de/programm/2000/2100/2940-detail
Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus (1933) ist eine tiefgründige Untersuchung der psychosozialen Hintergründe des deutschen und internationalen Faschismus. Zugleich ist es ein Zeitzeugenbericht: Ein marxistischer Psychoanalytiker jüdischer Herkunft erlebt, kommentiert und analysiert das Ende der Weimarer Republik und den Siegeszug des Nationalsozialismus. Die hier dargestellte Sichtweise ist so nur noch in Reichs eigener späterer Version der Massenpsychologie (1946) nachzulesen – allerdings deutlich verändert, teils weniger klar formuliert, auf jeden Fall: weniger psychoanalytisch.
Reichs Originaltext von 1933 erscheint hier ergänzt um das Nachwort der zweiten Auflage von 1934 sowie versehen mit einem Glossar und einer biografisch-zeitgeschichtlichen Einordnung von Andreas Peglau.
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Anatomie des Wahns
Wilhelm Reichs Klassiker „Massenpsychologie des Faschismus“ provoziert Vergleiche zwischen 1933 und heute.
Eine Einordnung und Auszüge aus dem Text von 1933.
Von Andreas Peglau
16.1.2020
https://www.manova.news/artikel/anatomie-des-wahns
„[…] Man behindert die Entfaltung dieser geschichtlichen Kraft, wenn man die nationalsozialistische Bewegung als ein Werk von Gaunern und Volksbetrügern abtut, auch wenn sich in ihr Gauner und Volksbetrüger befinden. Hitler ist nur objektiv ein Volksbetrüger, indem er die Herrschaft des Grosskapitals verschärft; subjektiv ist er ein ehrlich überzeugter Fanatiker des deutschen Imperialismus, dem ein objektiv begründeter Riesenerfolg den Ausbruch der Geisteskrankheit erspart hat, die er in sich trägt. Es führt nicht nur in eine Sackgasse, sondern erzielt das gerade Gegenteil des Beabsichtigten, wenn man die nationalsozialistische Führung mit alten, abgeschmackten Methoden lächerlich zu machen versucht. Sie hat mit unerhörter Energie und mit grossem Geschick Massen wirklich begeistert und dadurch die Macht erobert.
Der Nationalsozialismus ist unser Todfeind, aber wir können ihn nur schlagen, wenn wir seine Stärken richtig einschätzen und dies auch mutig aussprechen. […]“
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Vom Nicht-Veralten des „autoritären Charakters“.
Wilhelm Reich, Erich Fromm und die Rechtsextremismusforschung
Von Andreas Peglau
In: Sozial.Geschichte Online / Heft 22 / 2018
https://duepublico2.uni-due.de/receive/duepublico_mods_00045936
PDF:
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Wider den Gehorsam!
Der „autoritäre Charakter“ ist wieder modern.
Vor über 100 Jahren begannen einzelne Psychoanalytiker, sich für die Ursachen von Macht und Unterwerfung zu interessieren. Sie erforschten Entstehungsbedingungen und Auswirkungen dessen, was später „autoritärer Charakter“ genannt werden sollte. Wenn heute in der Sozialwissenschaft nach den Ursachen des europäischen „Rechtsrucks“ gefragt wird, spielt dieses Konzept kaum noch eine Rolle. Dies jedoch keinesfalls, weil es „veraltet“ wäre. Kapitalismus, Entdemokratisierung und Kriegstreiberei sind nach wie vor undenkbar ohne die Massen von Menschen, die nach oben buckeln und nach unten treten wollen.Nur die Methoden, wie dies herbeisozialisiert wird, haben sich zu Teilen verändert.
Von Andreas Peglau
9.5.2018
https://www.manova.news/artikel/wider-den-gehorsam
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Lebensbejahend – lebensfeindlich – Eine Alternative zur „links-rechts“-Einteilung
Von Andreas Peglau
26.4.2025
https://afsaneyebahar.com/2025/04/27/20703851/
"[...] In der 1946 erschienenen, stark veränderten Neuauflage seiner „Massenpsychologie des Faschismus“ zog er – nun basierend auch auf den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs – die Bilanz:
„Der Faschismus wird (…), infolge des politischen Fehldenkens, als eine spezifische Nationaleigenschaft der Deutschen oder Japaner aufgefasst. (…) Meine charakteranalytischen Erfahrungen überzeugten mich dagegen, dass es heute keinen einzigen lebenden Menschen gibt, der nicht in seiner Struktur die Elemente des faschistischen Fühlens und Denkens trüge. Demzufolge gibt es einen deutschen, italienischen, spanischen, anglosächsischen, jüdischen und arabischen Faschismus. Man kann den faschistischen Amokläufer nicht unschädlich machen, wenn man ihn, je nach politischer Konjunktur, nur im Deutschen oder Italiener und nicht auch im Amerikaner und Chinesen sucht; wenn man ihn nicht in sich selbst aufspürt, wenn man nicht die sozialen Institutionen kennt, die ihn täglich ausbrüten.“ (22)
Es wäre eine naive und gefährliche Illusion, zu glauben, diese sozialen Institutionen hätten aufgehört, zu existieren."
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Weitere Schriften von Andreas Peglau
https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/
https://afsaneyebahar.com/category/andreas-peglau/
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