Der Westen im Niedergang. Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall. Von Emmanuel Todd in Zusammenarbeit mit Baptiste Touverey (Oktober 2024)

Buchempfehlung:

Der Westen im Niedergang

Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall

Von Emmanuel Todd in Zusammenarbeit mit Baptiste Touverey

Aus dem Französischen von Tabea A. Rotter

Erste Auflage Oktober 2024, Westend Verlag, Neu-Isenburg

ISBN: 978-3-86489-469-5

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„Der Kern des Buches, das zuerst die russische, die ukrainische und dann die zentraleuropäische sowie westliche Gesellschaft untersucht, ist schlussendlich dennoch die Analyse der regressiven Dynamik der US-amerikanischen Gesellschaft. Der Fall des Westens wird nicht durch einen russischen Sieg, sondern durch einen Zerfall der USA von innen heraus erfolgen. Einen Krieg des Westens im Tiefland der Ukraine, weniger als 1000 Kilometer von Moskau entfernt, zu unterstützen, bedeutet für Deutschland also nicht, endlich auf der richtigen, sondern erneut - wie aus Versehen – auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen.“

Quelle: Seite 12 des Buches

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Je tiefgründiger eine Analyse bzw. eine Theorie die Wirklichkeit erfasst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die auf ihrer Grundlage erfolgten Vorhersagen eintreten werden. Wenn die sozialökonomischen, geschichtlichen und kulturellen Gegebenheiten nicht genügend berücksichtigt werden und die Regierenden die Interessen des eigenen Landes verraten, entstehen tiefgreifende Katastrophen. In einer derartigen Misere steckt die „wertebasierte Weltgemeinschaft“ unter der Vormachtstellung der Vereinigten Staaten von Amerika. In einer derartigen Misere steckt Deutschland.

Im Geleitwort für die deutsche Ausgabe seines in den Monaten Juli, August und September 2023 geschriebenen Buches „Der Westen im Niedergang. Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall“ schreibt Emmanuel Todd Sommer 2024 in Paris(1):

„Seit dem Irakkrieg und den gemeinsamen Pressekonferenzen von Wladimir Putin, Gerhard Schröder und Jacques Chirac leben die Vereinigten Staaten in Angst vor einer strukturellen Annährung zwischen Deutschland und Russland, die das Ende des US-amerikanischen Einflusses auf Europa bedeuten würde. Von diesem Standpunkt aus betrachtet stellt es für die Vereinigten Staaten einen maßgeblichen Erfolg dar, dass sie die Europäische Union in einen Konflikt mit Russland verwickeln konnten, sogar auf die Gefahr hin, deren Wirtschaft mehr zu schaden als der Russlands. Die energiepolitische und industrielle Verbindung zwischen Deutschland und Russland ist zum aktuellen Zeitpunkt zusammengebrochen.

Es bleibt die Tatsache, dass Deutschland, im Gegensatz zum Vereinigten Königreich und Frankreich, die fortschrittlichsten Arten von militärischem Engagement abgelehnt hat. Und vor allem ist der Konflikt natürlich noch nicht vorbei. Die Vereinigten Staaten werden diesen Krieg verlieren, weil ihre industriellen und militärischen Mittel gegen ein wiedererstarktes Russland unzureichend sind. Die bevorstehende Niederlage der Ukraine sowie die Erniedrigung des Pentagons und der NATO werden die Frage nach den künftigen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland wieder aufkommen lassen. Dann wird Deutschland zwischen einem endlosen Konflikt und dem Frieden mit Russland wählen müssen. Für Deutschland ist dies ein sehr altes Thema.

Dieses Buch ist ein nüchternes, das Buch eines Historikers und Anthropologen, der danach strebt, die Geopolitik zu verstehen, ohne sich den Emotionen hinzugeben.  Es geht um industrielle und bildungspolitische Machtverhältnisse, um traditionelle Familienstrukturen, deren Prägung fortbesteht, und um eine religiöse Prägung, die hingegen verschwindet. Max Weber weiterdenkend, führe ich den Zerfall des Westens auf den Zerfall der protestantischen Ethik zurück.

Auf die Gefahr hin mich zu täuschen, glaube ich, dass Deutschland kühle Rationalität im Moment um einiges mehr braucht als Emotionen.“

Weiterlesen: ET8.10.2024

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Siehe auch:

Emmanuel Todd: „Russlands Rolle im Weltgeschehen hat mich immer erstaunt“

Emmanuel Todd ist ein französischer Historiker und Sozialanthropologe, der für seine unkonventionellen Ansichten bekannt ist und zahlreiche hochgelobte Bücher verfasst hat. Das jüngste ist „Der Westen im Niedergang“, das dieses Jahr veröffentlicht wurde. Natalia Rutkewich hat dem Wissenschaftler im Auftrag der russischen Online-Zeitschrift Russia in Global Affairs einige Fragen gestellt. Aus dem Russischen übersetzt von Éva Péli.

9.10.2024

https://www.nachdenkseiten.de/?p=122641

PDF: https://www.nachdenkseiten.de/?p=122641&pdf=122641

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Die Niederlage des Westens

Der französische Historiker Emmanuel Todd analysiert in seinem neuen Buch tieferliegende Ursachen der globalen politischen Krise, die im Ukrainekrieg kulminiert. Neben Verweisen auf Geopolitik und Geschichte untersucht er, welche Rolle der Nihilismus und das Verschwinden der Religiosität im Westen spielen. Die Akteure des Krieges definiert er um: „liberale Oligarchien“ stehen einer „autoritären russischen Demokratie“ gegenüber. Todd betont, dass es ihm nicht um eine Verurteilung des Westens geht, sondern um klare Analyse und ein besseres Verständnis der Situation. Multipolar veröffentlicht Auszüge.

24.10.2024

https://multipolar-magazin.de/artikel/die-niederlage-des-westens

https://multipolar-magazin.de/media/pdf/die-niederlage-des-westens.pdf

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