Die langen Schatten des Ersten Weltkriegs. Teil 3: Diplomatische Winkelzüge pflastern den Weg in den Krieg. Von Wolfgang Effenberger (8.8.2024)

Die langen Schatten des Ersten Weltkriegs

Teil 3: Diplomatische Winkelzüge pflastern den Weg in den Krieg

Von Wolfgang Effenberger

8.8.2024

Nach den lärmend-ungestümen russisch-französischen Feiern in Petersburg beschleunigte sich die Fahrt in den Abgrund. Am 23. Juli 1914, dem Tag der Abreise des französischen Staatspräsidenten Poincaré und seines Ministerpräsidenten Viviani aus Petersburg, übergab um 18:00 Uhr der österreichische Gesandte Freiherr Wladimir Giesl von Gieslingen in Belgrad eine auf 48 Stunden befristete diplomatische Depesche mit 10 Punkten. Darin forderte Österreich-Ungarn von Serbien, alle serbisch-nationalistischen Aktivitäten sofort zu beenden und die Verantwortlichen des Attentats konsequent zu verfolgen. Am brisantesten waren die Punkte 5 und 6. Darin wurde gefordert, dass „…in Serbien Organe der K. u. K. Regierung bei der Unterdrückung der gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichteten subversiven Bewegung mitwirken“ (5) und in (6) „…eine gerichtliche Untersuchung gegen jene Teilnehmer des Komplottes vom 28. Juni einzuleiten, die sich auf serbischem Territorium befinden; von der K. u. K. Regierung hierzu delegierte Organe wurden an den diesbezüglichen Erhebungen teilnehmen“.(1)

In einer Beilage wurden die Untersuchungsergebnisse der österreichischen Ermittlungsbehörden dem Ultimatum beigefügt: Die Pistolen und Bomben, deren sich die Verbrecher als Werkzeuge bedienten, entstammten einem serbischen Waffendepot, der ganze Plan sei in Belgrad unter Beihilfe von Major Vojislav Tankosić ausgeheckt worden, und Milan Ciganović habe in der Nähe von Belgrad die Mörder in der Handhabung der Granaten und Pistolen unterwiesen. Die Einschleusung der gedungenen Mörder sei mithilfe der serbischen Grenzhauptleute und Zollorgane organisiert worden.

Die deutsche Regierung reagierte unmittelbar und ließ sofort in Petersburg, Paris und London erklären, sie wünsche dringend eine Lokalisierung des Konflikts zwischen Österreich-Ungarn und Serbien, da jede Intervention einer anderen Macht infolge der verschiedenen Bündnisverpflichtungen unberechenbare Folgen herbeiführen könne.

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Siehe auch:

Die langen Schatten des Ersten Weltkriegs

Teil 1: Der lange Weg in das Verhängnis Europas

Von Wolfgang Effenberger

25.7.2024

https://afsaneyebahar.com/2024/07/25/20701144/

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Die langen Schatten des Ersten Weltkriegs

Teil 2: Keineswegs schlafwandelnd in den Krieg

Von Wolfgang Effenberger

1.8.2024

https://afsaneyebahar.com/2024/08/01/20701259/

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Weitere Schriften von Wolfgang Effenberger

https://afsaneyebahar.com/category/wolfgang-effenberger/

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