Die USA umwerben den entfremdeten NATO-Verbündeten Türkei
Von M. K. Bhadrakumar
20.4.2024
https://www.indianpunchline.com/us-woos-estranged-nato-ally-turkey/
Übersetzung von Andreas Mylaeus
Washington hat seine alte Werkzeugkiste hervorgekramt, um seinen Verbündeten aus dem Kalten Krieg, die Türkei, wieder einzubinden und die marode Allianz wiederzubeleben, damit sie den geostrategischen Interessen der USA in einem sich rasch verändernden regionalen Umfeld dient. Dahinter steht die Erkenntnis, dass die Türkei ungeachtet der Dämonisierung von Präsident Recep Erdogan als Ausreißer weiterhin eine geopolitische Realität ist und das Potenzial eines „Swing State“ besitzt. [Anm. des Übersetzers: Swing state (englisch für „Schaukelstaat“) ist ein Begriff zu Wahlen in den Vereinigten Staaten, der insbesondere bei Präsidentschaftswahlkämpfen verwendet wird. Der Begriff bezeichnet einen Staat, in dem beide großen Parteien (Demokraten oder Republikaner) eine gute Chance auf den Wahlsieg haben, er also gewissermaßen auf der Kippe steht.]
Diese Erkenntnis folgt wohl der zähneknirschenden Einsicht Washingtons, dass das alte Dogma „Ihr seid für uns oder gegen uns“ in einer Zeit, in der der Einfluss der USA in globalen Angelegenheiten schwindet, nicht für aufstrebende Länder wie die Türkei – oder Indien, Indonesien, Brasilien, usw. – gelten kann und sollte.
Tatsächlich hat die Bedeutung der Türkei für die globale Politik der USA in direktem Verhältnis zur Konfrontation der USA mit Russland stark zugenommen, die aus dem 2014 begonnenen Stellvertreterkrieg in der Ukraine hervorgegangen ist und sich zum ersten Kreis der amerikanischen Außenpolitik und Diplomatie entwickelt hat, während die chinesisch-russische Beziehung das Niveau einer Quasi-Allianz erreicht hat und das transatlantische Bündnissystem unter Druck geraten ist.
In diesem Paradigma strebt Russland jedoch weiterhin eine intrinsische, für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft mit der Türkei im historischen Kontext an, die nicht lediglich Folge der Wechselfälle der türkisch-amerikanischen Beziehungen ist. Ein solcher Ansatz ist auch deshalb klug, weil Russland und die Türkei eine schwierige gemeinsame Geschichte hatten.
Moskau konzentriert sich darauf, die Beziehungen zu Ankara mit möglichst vielen positiven Inhalten zu füllen, insbesondere unter den Bedingungen der Sanktionen, die auf türkischer Seite Interessengruppen geschaffen und Russlands „Soft Power“ in Anatolien erheblich gestärkt haben. (Ein ähnliches Phänomen zeigt sich auch gegenüber Indien.)
Weiterlesen: https://seniora.org/politik-wirtschaft/die-usa-umwerben-den-entfremdeten-nato-verbuendeten-tuerkei
PDF: MKB20.4.2024
******
Siehe auch:
Werden die BRICS-Staaten 2024 eine neue Weltordnung anstoßen?
Die BRICS haben die Anzahl ihrer Mitgliedsstaaten Anfang 2024 verdoppelt und stehen nun vor großen Aufgaben: vor der Integration der neuesten Mitglieder, aber vor allem vor der Einführung von Mechanismen zur Umgehung des US-Dollar im internationalen Finanzverkehr.
Von Pepe Escobar
15.4.2024
Übersetzung von RT, 21.4.2024
PDF: PE15.4.2024
******
Scholz in Peking – „In China wird Deutschland als Sündenbock für die Ukraine betrachtet“
Interview der Berliner Zeitung mit dem chinesischen Politikprofessor Gao Jian von der Shanghai International Studies University
Von Simon Zeise
20.4.2024
„… Wir leben jetzt in einer Zeit des Chaos. Die Welt verändert sich rasant. Die frühere und die gegenwärtige internationale Ordnung braucht einige Anpassungen. Die Frage ist: Wie kann man alle Teilnehmer in diese neue Weltordnung einbeziehen? Dabei sollten die Interessen aller Staaten berücksichtigt werden. China will seinen Beitrag dazu leisten. Es gibt grob gesagt zwei Möglichkeiten: Die eine ist Krieg, Konfrontation, Kampf gegeneinander, das Festhalten am eigenen Standpunkt und das Weiterleben in einer Mentalität des Kalten Krieges und der früheren Kolonialzeit. …“
******
Verfallendes Land: Voll auf Kriegskurs
20.4.2024
https://afsaneyebahar.com/2024/04/20/20699527/
******