Dem Leben treu bleiben
(17.3.2024)
Die Kraniche sind zurück
Manche Knospen sind schon aufgegangen
andere warten auf wärmere Tage
So sind meine Worte
gesättigt mit der Vielfalt der Farben
und können dem Leben
tröstend treu bleiben
https://afsaneyebahar.com/2024/03/28/20699049/
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Zara and Tino Eisbrenner: Kraniche
Moskau, 2023
Tino Eisbrenner gehörte durch Musik zur letzten Generation von DDR-Fernsehgesichtern, hat mit Musik die Welt bereist und bringt sich mit Musik und Text in den politischen Diskurs ein. Im Mai 2023 schwamm er öffentlich gegen den Strom und nahm in Moskau an einem internationalen Liederwettbewerb (Doroga na Yaltu) teil, wo er mit seiner Nachdichtung des russischen Liedes „Zhuravli – Kraniche“ sogar Platz 2 errang. Eisbrenner sagt: Wir müssen wieder lernen, wie man Frieden schließt! Die Kultur kann und muss dabei einen großen Beitrag leisten.
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Quelle des folgenden Textes:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=97948
Kraniche
Und was, wenn manche Seele von Soldaten
Verloren einst in blutdurchtränktem Feld
Die letzte Erdenruhe nie erbat und
Als weißer Kranich flog zum Himmelszelt
Dort fliegen sie, es mahnen ihre Lieder
Bis heute durch der großen Zeiten Lauf
Wahrscheinlich darum verstumm‘ wir hin und wieder
Und schauen voll von Traurigkeit hinauf.
Im Nebel von der ersten Tageshelle
Ermüdet bis zum letzten Tageslicht
Der Vogelzug – und dort die freie Stelle
Womöglich ist das schon der Platz für mich?
Und wenn ich einst in diesem Kranichzuge
Noch schwimme durch den gleichen Nebeldunst
Hätt ich den Wunsch, Ihr hörtet meine Stimme
Der ich Euch ließ zurück mit meiner Kunst.
Und was, wenn manche Seele von Soldaten
Verloren einst in blutdurchtränktem Feld
Die letzte Erdenruhe nie erbat und
Als weißer Kranich flog zum Himmelszelt?
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Kommentar auf YouTube
Aus der Geschichte des Liedes „Cranes“
Die Familie Gazdanov aus dem Dorf Dzuarikau in Nordossetien hatte sieben Söhne. Einer starb 1941 in der Nähe von Moskau. Zwei weitere – während der Verteidigung von Sewastopol im Jahr 1942. Die Mutter starb bei der dritten Beerdigung. Die nächsten drei Söhne der Gazdanovs fielen in Schlachten in Noworossijsk, Kiew und Weißrussland. Der Landpostbote weigerte sich, die Beerdigung für den letzten, siebten Sohn der Gazdanovs durchzuführen, der bei der Einnahme Berlins starb. Und dann gingen die Dorfältesten selbst zum Haus, wo der Vater mit seiner einzigen Enkelin im Arm auf der Schwelle saß: Als er sie sah, brach ihm das Herz … 1963 wurde im Dorf ein Obelisk in Form einer trauernden Mutter und sieben fliegenden Vögeln aufgestellt. Das Denkmal wurde vom dagestanischen Dichter Rasul Gamzatov besucht. Beeindruckt von dieser Geschichte schrieb er ein Gedicht. In seiner Muttersprache, in Avar. Und glücklicherweise gibt es für dieses Gedicht eine hochwertige Übersetzung ins Russische. Es wurde von Naum Grebnev angefertigt, einem berühmten Übersetzer orientalischer Poesie. Nach dem Krieg studierte er am Literaturinstitut bei Gamzatov und war mit ihm befreundet.