Das Überleben der Ukraine steht auf dem Spiel. Von M. K. Bhadrakumar (28.3.2024)

Das Überleben der Ukraine steht auf dem Spiel

Von M. K. Bhadrakumar

28.3.2024

https://www.indianpunchline.com/ukraines-survival-hangs-in-the-balance/

Übersetzung von Andreas Mylaeus

Die von der amerikanischen Botschaft in Moskau am 7. März herausgegebene Warnung, dass „Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte“, und dass US-Bürger gewarnt werden, „große Versammlungen zu meiden“, löste unnötigerweise eine Kontroverse aus. Die Behauptung der Amerikaner, sie hätten die „Informationen“ mit den Russen geteilt, ließ zumindest kurzzeitig auf die Unfähigkeit der Moskauer Sicherheitsbehörden schließen, während letztere zurückschlugen und behaupteten, die Amerikaner hätten nichts Konkretes oder Verwertbares übermittelt.

Offensichtlich war Washington im Besitz einiger Informationen, die zumindest hinsichtlich ihrer Quelle glaubwürdig genug waren, aber für Moskau nicht spezifisch genug. Interessanterweise gab auch die britische Botschaft in Moskau eine ähnliche Empfehlung heraus, in der britische Bürger vor dem Besuch von Einkaufszentren gewarnt wurden. Die US-amerikanischen und britischen Geheimdienste arbeiten eng zusammen.

In einem merkwürdigen Präventivschlag erklärte das US-Außenministerium zwei Stunden nach dem schrecklichen Anschlag auf die Moskauer Stadthalle am 22. März, dass die Ukraine nicht für den Anschlag verantwortlich sei. Auch die europäischen Verbündeten der USA begannen, dieselbe Linie zu vertreten. Wie nicht anders zu erwarten, hatten die Amerikaner im Propagandakrieg einen Vorsprung, der es ihnen ermöglichte, ebenfalls in Echtzeit ein Narrativ zu entwerfen, in dem der Islamische Staat als Schuldiger für das schreckliche Verbrechen genannt wurde.

Weiterlesen:

https://seniora.org/politik-wirtschaft/das-ueberleben-der-ukraine-steht-auf-dem-spiel

PDF: MKB28.3.2024

******

Siehe auch:

25 Jahre NATO-Aggression gegen Jugoslawien und der Anschlag in Moskau

Der Auftakt in den 3. Dreißigjährigen Krieg jährt sich zum 25. Mal, begleitet vom abscheulichen Mega-Terroranschlag in Moskau

Von Wolfgang Effenberger

28.3.2024

https://afsaneyebahar.com/2024/03/28/20699036/

******

Diplomatische und Terror-Offensive?

Nach Beginn der sogenannten Spezial-Militäroperation, so die offizielle russische Bezeichnung für den aktuellen Krieg in der Ukraine, blieb die russische Diplomatie auffällig ruhig. Selbst an Veranstaltungen von grundsätzlich Russland freundlich gesinnten Kreisen verhielten sich russische Diplomaten äußerst zurückhaltend. Nun aber scheinen sie aktiv zu werden. Wähnt Moskau sich auf der Siegerstraße? Und was für eine Rolle spielt hierbei der Terroranschlag auf die „Crokus City Hall“ in Krasnogorsk bei Moskau am vergangenen Freitag?

Von Ralph Bosshard

26.3.2024

https://globalbridge.ch/diplomatische-und-terror-offensive/

******

Die Gräueltat im Krokus Konzertsaal: Kein Weg zurück

Die Angaben zu den festgenommenen Tätern des Massakers in der Krokus-Konzerthalle und ihre Vorgehensweise lassen nicht darauf schließen, dass es sich um ideologische Unterstützer des ISIS handelt.

Von Alastair Crooke

28.03.2024

https://english.almayadeen.net/articles/opinion/the-crocus-concert-hall-atrocity–no-going-back

Übersetzung von Andreas Mylaeus

https://seniora.org/politik-wirtschaft/alastair-crooke-die-graeueltat-im-krokus-konzertsaal-kein-weg-zurueck

******

Transatlantizismus im Amoklauf

Von Günther Auth

31.3.2024

https://www.nachdenkseiten.de/?p=113043




„… Wenn es nun stimmen sollte, dass der Krieg in der Ukraine von US-amerikanischer Seite sehr wohl ‚provoziert’ worden ist, wie fellows des angesehenen Cato-Instituts konstatieren[50]; wenn es außerdem zutreffen sollte, dass eine Beendigung des Krieges in der Ukraine vor allem von westlicher bzw. US-amerikanischer Seite bisher nicht gewollt war, wie informierte Ex-Militärs aus Deutschland betonen[51]; wenn es jedoch aus militärstrategischen Gründen unnötig ist, Russland zu ‚schwächen’, weil Russland dem Westen in konventionell-militärischer Hinsicht immer klar unterlegen und obendrein auch nicht an einem Wettrennen um nuclear primacy interessiert gewesen ist[52]; und wenn Russland ungeachtet aller Behauptungen transatlantischer Falken bisher keine erkennbaren Absichten gehegt hat, den Angriffskrieg mit einem imperialistischen Anspruch weiter nach Westen auszuweiten, was angesichts besagter conventional military inferiority Russlands einem völlig irrationalen Akt der Selbstzerstörung gleichkäme, dann stellt sich die Frage, worum es im Ukrainekrieg tatsächlich geht: Soll Russland durch westliche Waffenlieferungen an die Ukraine zu einem Einsatz taktischer Nuklearwaffen gedrängt werden, um für die NATO einen Anlass zu schaffen, offiziell in den Krieg gegen Russland einzusteigen? Soll diese Form der Eskalation des Krieges den von transatlantischen Falken gewünschten Anlass für einen offensichtlich schon seit längerer Zeit geplanten nuklearen disarming strike gegen Russland schaffen, der in den westlichen Gesellschaften sonst nicht legitimierbar wäre?

Liegt in dieser unausgesprochenen Absicht der transatlantischen Falken vielleicht auch die Erklärung für eine Forderung Selenskyjs im Oktober 2022 nach einem NATO-Präventivschlag gegen Russland?[53] Geht es bei einem solchen NATO-Präventivschlag am Ende auch gar nicht um die Verteidigung der Ukraine, den Schutz der ‚regelbasierten internationalen Ordnung’ sowie der oft reflexartig ins Feld geführten ‚westlichen Werte’? Geht es bei einem solchen Präventivschlag vielleicht auch nicht einmal um die Sicherung der military primacy der USA, die in jedem Fall völlig unangefochten bleibt? Geht es bei einem NATO-Präventivschlag vielleicht eher um die Ausschaltung Russlands (und mittelfristig Chinas) als Konkurrent/en der USA im globalen Wirtschafts- und Währungsraum, wie manche Experten betonen[54]? Geht es bei einem solchen Präventivschlag vielleicht auch um ein von westlichen Elitenetzwerken lang gehegtes Ziel der Eliminierung Russlands und seiner legitimen Ansprüche auf die enormen Öl- und Gasressourcen im kaspischen Becken[55] sowie in der Arktis?

So abwegig all diese Überlegungen auf den ersten Blick auch wirken mögen: Ein nuklearer disarming strike der USA bzw. der NATO gegen Russland (und evtl. China) scheint manchen einflussreichen Falken offensichtlich nicht nur durchführbar, sondern auch geboten. Aus einer Perspektive informierter Sachlichkeit besitzen solche Überlegungen zu einem nuklearen disarming strike jedoch eher den Status einer Paranoia, die das enorme Ausmaß der sie begleitenden militärstrategischen Hybris überdeckt. Es ist jedoch nüchtern betrachtet völlig unverständlich, dass die immensen Risiken für ‚Kollateralschäden’ in Deutschland und Europa, wie auch im Rest der Welt, in der öffentlichen Debatte so stark bagatellisiert bzw. oft sogar gleich ganz ignoriert werden können.

Die potenziellen Opfer eines Nuklearkriegs in Europa sind zwar im Endeffekt zu einer passiven Zuschauerrolle im great game der Nuklearmächte verdammt, aber sie haben in Deutschland aufgrund ihrer juristischen Eigenschaft als Teilhaber des Souveräns im Sinne des deutschen Grundgesetzes zumindest das Recht, die dramatischen Risiken einer immer weiter gehenden militärischen Eskalation des Krieges in der Ukraine unter Berücksichtigung aller (!) verfügbaren Informationen sachlich zu diskutieren. Und aus diesem Grundrecht wird nicht zuletzt deswegen ein Gebot, weil die weltanschaulich – und willkürlich – motivierte Engführung der öffentlichen Debatte durch unangemessene Diffamierungen kritischer Stimmen als russische Propaganda einerseits und moralisierende Tabuisierungen höchst prekärer Sachverhalte andererseits an die rhetorische Frage von Erich Fromm anno 1965 erinnert: ‚Sind wir geistig noch gesund?’ …“