Fahren Sie doch nach Russland, Herr Kujat! Von Wladislaw Sankin (29.2.2024)

 

„[…] Russland wird von seinen Zielen nicht abweichen, weil es davon nicht abweichen kann. Russland ist massiv vom Westen bedroht. Der Westen hingegen ist von Russland nicht bedroht, weil der Krieg schon seit zwei Jahren fernab seines Territoriums stattfindet und bislang nicht auf Resteuropa übergesprungen ist. Das gilt allerdings nur, solange er keine neuen Krisen auf den anderen Schauplätzen provoziert.

Die vielen friedensbewegten Experten und Politiker sollten deshalb ihre Einschätzungen angesichts dieser klaren Tatsachen überdenken und von realitätsfernen Versöhnungsfantasien Abstand nehmen. Es kostet nur wertvolle Zeit und Energie, die überflüssigen Illusionen zu verbreiten.

Deshalb mein persönlicher Vorschlag an den geschätzten Herrn Kujat: Fliegen Sie doch nach Moskau und führen Sie selbst Gespräche, um Informationen aus erster Hand zu bekommen. Nehmen Sie andere friedensbewegte Kollegen aus dem Militär mit, bilden Sie eine kleine Delegation und werden Sie damit zum Gesandten.

In Deutschland würde das ganz sicher Folgen haben. Denn wenn in Europa keine Einsicht über die Ernsthaftigkeit der russischen Ziele und die Fähigkeiten, diese Ziele umzusetzen, einkehrt, werden die Europäer auf beiden Seiten der Front bald nur noch die Wahl haben, in einem konventionell geführten Krieg zu Zehntausenden zu sterben – oder in einem Atomkrieg zu Millionen.“





Fahren Sie doch nach Russland, Herr Kujat!

Der Bundeswehrgeneral a. D. Harald Kujat wird von Friedensbewegten sehr geschätzt. In seinen Äußerungen zum Ukraine-Konflikt legt er Nüchternheit und Deeskalationswillen an den Tag. Aber zieht er in seiner Analyse wirklich alle Möglichkeiten in Betracht?

Von Wladislaw Sankin

29.2.2024

Ich halte mein Versprechen. Darum bat mich eine Besucherin des Themenabends mit dem Bundeswehrgeneral a. D. Harald Kujat, der Mitte Februar in Berlin-Dahlem bei der Eurasiengesellschaft e.V. stattfand. Ich sollte in meinem Bericht über die Veranstaltung unbedingt erwähnen, dass sie Angst vor einem Einberufungsbescheid für ihren Sohn hat. Deswegen hört sie dem General gerne zu. Es gibt ihr Hoffnung, dass vernünftige Leute beim Militär wie Kujat im drohenden militärischen Konflikt mit Russland deeskalierend wirken könnten.

Das Interesse an den Analysen des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr (2000–2002) und Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses (2002–2005) ist heute stärker denn je. Der General ist mit seinen fast 82 Jahren zu einem echten „Star“ der alternativen Medienszene avanciert. Seine Interviews und sonstigen öffentlichen Auftritte werden bei YouTube millionenfach angeklickt. Mit dem Vortrag bei den „Eurasiern“, der auf dem YouTube-Kanal der NachDenkSeiten veröffentlicht und von vielen anderen Plattformen verlinkt wurde, gelang ein nächster erfolgreicher Medien-Coup. Umso beharrlicher wird Kujat von den Mainstreammedien ignoriert.

Der General a. D. besticht mit hervorragender Allgemeinbildung und Nüchternheit. Er zitiert aus den Klassikern und ordnet Ereignisse faktenreich ein. Was die Menschen an dem pensionierten Militär-Freigeist besonders beeindruckt, ist sein unbedingter Wille zur Deeskalation.

Dabei war Kujat, der heute als Dissident und Kritiker der westlichen Politik wahrgenommen wird, eine der zentralen Figuren bei zwei Erweiterungswellen der NATO nach Osten in den Jahren 1999 und 2004. Diese Schritte bedauert er nicht. Heute erzählt er, dass er auch damals fair bleiben wollte. Als er mit Polen und Ungarn die Verhandlungen geführt hat, fragte er die Beitrittswilligen: Habt ihr mit den Russen darüber gesprochen, sind sie einverstanden? Und er wusste damals schon, dass die Russen vor allem in der Aufnahme Polens in die NATO ein großes Problem sahen, erzählte er dem Publikum in Berlin-Dahlen, nachdem die Kameras ausgeschaltet waren.

Weiterlesen: https://gegenzensur.rtde.world/meinung/197697-fahren-sie-doch-nach-russland/

PDF: WS29.2.2024

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Siehe auch:

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Wer heute behauptet, die Welt bewege sich auf einen Abgrund zu, der lügt – oder ist blind. Sie hängt kopfüber eines solchen. Was fehlt, scheint ein letzter Schubs zu sein. Aber Schubsende gibt es gerade genug.

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https://afsaneyebahar.com/2024/02/29/20698391/

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