Bombardierung des südlichen Gazastreifens verstärkt Massenflucht . Hilfslieferungen werden weiter abgewürgt. Von UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini (4.12.2023)

UNO schlägt Alarm

„Dies ist die größte Vertreibung des palästinensischen Volkes seit 1948“

Israel hat die Kampfhandlungen wieder aufgenommen und nun schlägt die UNO deutlich Alarm. Sie meldet, dass 80 Prozent der Bevölkerung von Gaza aus ihren Wohnungen vertrieben wurden. Das sei „die größte Vertreibung des palästinensischen Volkes seit 1948“.

Von Thomas Röper

5.12.2023

https://www.anti-spiegel.ru/2023/dies-ist-die-groesste-vertreibung-des-palaestinensischen-volkes-seit-1948/

Dass Israel in Gaza offenbar eine ethnische Säuberung durchführt, indem es zunächst die Menschen aus Gaza-Stadt in den Süden des Gazastreifens vertrieben hat und nun auch den Süden des Gazastreifens angreift, während es von Ägypten fordert, seine Grenzen für die Palästinenser zu öffnen, wird immer offensichtlicher. Der Westen steht diesem Genozid, denn das ist die Vertreibung eines ganzen Volkes aus seiner Heimat, gleichgültig gegenüber und versichert Israel seine Unterstützung.

Die UNO hat nun sehr eindringlich und deutlich Alarm geschlagen. Die Meldung wurde auf der Seite des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) veröffentlicht. Da sich weitere Kommentare erübrigen, habe ich die Meldung der UNO übersetzt, denn sie spricht für sich.

Beginn der Übersetzung:

Mit der Wiederaufnahme der Militäroperation und ihrer weiteren Ausweitung im südlichen Gazastreifen wiederholen sich die Schrecken der vergangenen Wochen.

Die Zahl der getöteten Zivilisten nimmt rapide zu. Zivilisten, darunter Männer, Frauen, Kinder, ältere Menschen, Kranke und Menschen mit Behinderungen, sind die Hauptleidtragenden.

Das Bombardement der israelischen Streitkräfte dauert an, nachdem ein weiterer Evakuierungsbefehl zur Verlegung von Menschen aus Khan Younis nach Rafah erlassen wurde. Dieser Befehl löste Panik, Angst und Unruhe aus. Mindestens 60.000 weitere Menschen wurden gezwungen, in bereits überfüllte UNRWA-Unterkünfte umzuziehen, und weitere bitten um Schutz. Viele von ihnen sind bereits mehrmals vor dem Krieg in anderen Teilen des Gazastreifens geflohen.

Der Evakuierungsbefehl zwingt die Menschen dazu, sich auf weniger als ein Drittel des Gazastreifens zu konzentrieren. Sie brauchen alles: Nahrung, Wasser, Unterkunft und vor allem Sicherheit. Die Straßen in den Süden sind verstopft.

Der Zugang zu Wasser ist begrenzt, da die israelische Operation den Zugang zur größten Entsalzungsanlage im Gazastreifen verhindert hat, die zuvor Trinkwasser für 350.000 Menschen lieferte. Das größte Krankenhaus im südlichen Gazastreifen, in dem mehr als 1.000 Patienten behandelt werden und das 17.000 Vertriebene beherbergt, kann aufgrund von Versorgungsmangel und unzureichendem Personal nicht mehr betrieben werden.

Behauptungen, die UNO habe Tausende von Zelten und plane die Eröffnung neuer Flüchtlingslager in Rafah, sind falsch.

Wir haben es wiederholt gesagt. Wir sagen es erneut. Kein Ort in Gaza ist sicher, weder im Süden noch im Südwesten, weder in Rafah noch in irgendeiner einseitig sogenannten ’sicheren Zone‘.

Die jüngsten Entwicklungen erschweren die humanitäre Operation noch weiter, da nur begrenzte Lieferungen eingehen und komplexe logistische und koordinierende Vorkehrungen den Fluss verlangsamen und manchmal sogar behindern. Die israelischen Behörden beschränken weiterhin den Fluss humanitärer Hilfsgüter, einschließlich Treibstoff, und zwingen die UNO, nur den schlecht ausgestatteten Grenzübergang zu Ägypten zu benutzen.

Wir fordern den Staat Israel auf, Kerem Shalom und andere Grenzübergänge wieder zu öffnen und die bedingungslose, ununterbrochene und sinnvolle Bereitstellung lebensrettender humanitärer Hilfe zu ermöglichen. Das Versäumnis, dies zu tun, verstößt gegen das humanitäre Völkerrecht.

Das Ende der humanitären Pause hat bereits weiteres Leid, Verlust und Trauer über die Zivilbevölkerung gebracht, wo auch immer sie sich befindet. Wir fordern einen humanitären Waffenstillstand

  • Mehr als 1,8 Millionen Menschen, d. h. 80 % der Gesamtbevölkerung des Gazastreifens, mussten aus ihren Häusern fliehen.
  • Das UNRWA beherbergt derzeit mehr als 1,2 Millionen Menschen in Notunterkünften, auch im Süden.
  • Dies ist die größte Vertreibung des palästinensischen Volkes seit 1948.
  • Die fast 70 bereits überfüllten UNRWA-Unterkünfte im Süden können keine weiteren Menschen aufnehmen.
  • Die UNRWA-Unterkünfte im Süden beherbergten bereits rund 600.000 Menschen.

Ende der Übersetzung

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Bombardment in southern Gaza increases mass displacement

Aid deliveries further strangled   

From UNRWA Commissioner-General Philippe Lazzarini

December 4, 2023

https://www.unrwa.org/newsroom/official-statements/bombardment-southern-gaza-increases-mass-displacement

AMMAN, 4 December 2023 – “The resumption of the military operation and its expansion further in southern Gaza is repeating horrors from past weeks.

„The number of civilians killed is rapidly increasing. Civilians, including men, women, children, older persons, the sick and people with disabilities are the most to suffer.

“Israeli forces’ bombardment is ongoing following another evacuation order to move people from Khan Younis into Rafah. The order created panic, fear and anxiety. At least an additional 60,000 people were forced to move to already overcrowded UNRWA shelters, with more asking to be sheltered.  Many have already been displaced more than once fleeing the war in other parts of Gaza.

“The evacuation order pushes people to concentrate into what is less than one-third of the Gaza Strip. They need everything:  food, water, shelter, and mostly safety. Roads to the south are clogged.

“Access to water is limited, as the Israeli operation has prevented access to the largest desalination plant in Gaza that previously provided drinking water for 350,000 people. The largest hospital in southern Gaza with over 1,000 in-patients and sheltering 17,000 displaced people may cease to operate due to lack of supplies and insufficient personnel.

“Claims that the UN has thousands of tents and plans to open new refugee camps in Rafah are false.

“We have said it repeatedly. We are saying it again. No place is safe in Gaza, whether in the south, or the southwest, whether in Rafah or in any unilaterally so-called ‘safe zone’.

“The latest developments are further strangling the humanitarian operation, with limited supplies going in and complex logistical and coordination arrangements that slow down and at times obstruct the flow. The Israeli Authorities continue to restrict the flow of humanitarian supplies, including fuel, forcing the UN to only use the ill-equipped crossing point with Egypt.

“We call on the State of Israel to reopen Kerem Shalom and other crossings and facilitate the unconditional, uninterrupted and meaningful delivery of lifesaving humanitarian assistance. The failure to do so violates international humanitarian law.

“The end of the humanitarian pause has already brought further suffering, loss and grief to civilians wherever they are. We call for a humanitarian ceasefire”.

ENDs-  

Notes to Editors  

  • More than 1.8 million people, or 80 per cent of the total population of Gaza, have been forced to flee their homes.
  • UNRWA is currently hosting more than 1.2 million people in shelters, including in the south.
  • This is the largest displacement of the Palestinian people since 1948.
  • The nearly 70 already overcrowded UNRWA shelters in the south cannot take more people.
  • UNRWA shelters in the south were already hosting around 600,000 people.

Background Information: 

UNRWA is the United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East. The United Nations General Assembly established UNRWA in 1949 with a mandate to provide humanitarian assistance and protection to registered Palestine refugees in the Agency’s area of operations pending a just and lasting solution to their plight.

UNRWA operates in the West Bank, including East Jerusalem, The Gaza Strip, Jordan, Lebanon and Syria.

Tens of thousands of Palestine refugees who lost their homes and livelihoods due to the 1948 conflict continue to be displaced and in need of support, nearly 75 years on.

UNRWA helps Palestine Refugees achieve their full potential in human development through quality services it provides in education, health care, relief and social services, protection, camp infrastructure and improvement, microfinance, and emergency assistance. UNRWA is funded almost entirely by voluntary contributions.