"[...] Zum Verständnis meiner weiteren Ausführungen, ist es nötig, dass ich einige Worte zu meiner Person sage. Dann werden Sie, sehr geehrte Damen und Herren, verstehen, dass das, was ich hiernach über die NATO und ihre nukleare Einsatz-Doktrin sage, kein angelesenes Wissen aus Artikeln oder Büchern ist, sondern ich das alles persönlich erlebt und durchlebt habe und dafür auch im Jahr 1993 zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Wovon ich 7 Jahre abgesessen habe, davon eine lange Zeit im besonders abgeschirmten Hochsicherheitstrakt. Ich bin in Westdeutschland aufgewachsen. Während der Studentenunruhen im Jahr 1968 war ich auf Besuch in Ostberlin und erklärte mich bereit, als Agent für die HVA (Hauptverwaltung Aufklärung – Anm. der Red.), also für den Auslandsnachrichtendienst der DDR, gegen Imperialismus und Revanchismus zu arbeiten. 9 Jahre später, mit einem Prädikatsexamen in Volkswirtschaft von der Uni Bonn in der Tasche, mit fließenden Englisch- und Französisch-Kenntnissen und mehrjährigen praktischen Erfahrungen in strategischer Planung in Beratungsfirmen in der belgischen Hauptstadt begann ich im Januar 1977 meine Karriere in der Politischen Abteilung im NATO-Hauptquartier in Brüssel. Diese Hintergrundinformation ist nötig zum Verständnis der RYAN/Able-Archer-Krise, die uns alle im Jahre 1983 ohne Wissen der Öffentlichkeit an den Rand des nuklearen Abgrundes gebracht hat. Lange Zeit verschwiegen und vertuscht, weiß auch heute ein Großteil der westlichen Bevölkerung nichts davon. Nicht wenige westliche Militärexperten und Militärhistoriker gehen jedoch davon aus, dass die RYAN/AbleArcher-Krise mindestens ebenso gefährlich, wenn nicht sogar gefährlicher als die Kubakrise war. Aber mehr dazu etwas später. [...]"
Beinhaltet der Ukraine-Krieg die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes?
Von Rainer Rupp
2.11.2023
Am 2. November vor 40 Jahren begann das US/NATO Manöver „Able Archer 1983“ bei dem u.a. mit den neuen Pershing II Mittelstrecken-Raketen ein nuklearer Erstschlag gegen die Sowjetunion geübt wurde. Unser Autor und Zeitzeuge Rainer Rupp hielt unter obigem Titel dazu eine Rede beim „Jahreskongress des International Peace Council“ in Berlin.
Angesichts meiner Erfahrungen im NATO-Hauptquartier in Brüssel zur Zeit des Höhepunkts der „Able Archer – RYAN“-Atomkrise, die am 2. November 1983 begann und uns in den nachfolgenden Tagen an den Rand des nuklearen Armageddon gebracht hat, baten mich die deutschen Organisatoren dieses Kongresses, die Wahrscheinlichkeit des Einsatzes von Atomwaffen im Zuge des laufenden US/NATO-Krieges in der Ukraine gegen Russland einzuschätzen.
Vor dem Hintergrund der vielen hysterischen und vorsätzlich irreführenden Reden westlicher Politiker und Medien über einen angeblich möglichen Einsatz Atomwaffen in der Ukraine durch Russland ist es in der Tat dringend notwendig, diese Frage zu klären. Zunächst einmal ist dazu zu sagen, dass die Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen in der Ukraine nicht besonders groß, aber dennoch real ist. Daher darf diese Gefahr auf keinen Fall ignoriert werden.
Analog zu unserer Sorge um die Sicherheit von Kernkraftwerken sollten wir mit mindestens derselben Dringlichkeit sicherstellen, dass – wenn es schon zu einem militärischen Konflikt mit einer Atommacht kommt – alle Seiten sich der roten Linien ihrer Gegner, die das Abgleiten in den Einsatz von Atomwaffen auslösen könnten, voll bewusst sind, und am besten alles zu tun, Schritte in diese Richtung zu vermeiden.
Weiterlesen:
Teil 1
Teil 2
Teil 1 und 2 als PDF-Datei: RR2.11.2023
******
Siehe auch:
Bidens Rede zur Lage der Nation macht nachdenklich
Beiläufige Ankündigung von Weltkrieg Nummer 3?
Von Wolfgang Effenberger
2.11.2023
https://afsaneyebahar.com/2023/11/02/20697073/
******
Buchempfehlung:
Nur durch Frieden bewahren wir uns selber
Die Bergpredigt als Zeitenwende
Von Eugen Drewermann
31.10.2023
https://afsaneyebahar.com/2023/10/31/20697044/
******
„Kriegstüchtigkeit“: Medien, Politiker und „Experten“ wie im Rausch
Von Tobias Riegel
2.11.2023
https://www.nachdenkseiten.de/?p=106135
******