Nach Russlands Ausstieg
Was wird aus dem Getreideabkommen?
Nachdem Russland aus dem Getreideabkommen ausgestiegen ist, gibt es nur noch geringe Hoffnungen auf seine Rettung, da der Westen seinen Teil des Abkommens nicht umsetzen will.
Von Thomas Röper
24.7.2023
Im russischen Fernsehen wurde eine Reportage über das Getreideabkommen und seine mögliche Zukunft gezeigt, die ich übersetzt habe, weil sie zeigt, wie in Russland über das Thema berichtet wird.
Beginn der Übersetzung:
In die Geschichte eingegangen, könnte aber in anderer Form zurückkehren: Was wurde aus dem Getreideabkommen?
„Im Laufe des Jahres, in dem das Getreideabkommen in Kraft war, hat das Kiewer Regime unter seinem Deckmantel erhebliche militär-industrielle, Treibstoff- und Lagerkapazitäten in den Gebieten seiner Schwarzmeerhäfen aufgebaut.“ Die Position Russlands im UN-Sicherheitsrat war eindeutig, hat die Teilnehmer waren aber kaum überrascht. Einige von ihnen schicken Kiew ordentlich Waffen und es wäre naiv von ihnen zu glauben, dass Moskau so ein Getreideabkommen verlängern würde. Das haben wir auch nicht getan.
Das heißt, Moskau gibt keine Sicherheitsgarantien mehr für die Ausfuhr von ukrainischem Getreide aus den Schwarzmeerhäfen. Wir hatten das Recht, das zu tun. Der Westen hat die Beschränkungen für die Ausfuhr von russischen Lebensmitteln, Düngemitteln und Abrechnungen über das internationale SWIFT-System nicht aufgehoben, obwohl er das versprochen hatte. Die Hysterie setzte sofort ein: Man hat sich darauf vorbereitet. Aber selbst westliche Wirtschaftsexperten glauben, dass das nicht stimmt: Der Markt ist stabil.
Die Situation erwies sich auch für die Ukraine als Moment der Wahrheit. Wladimir Selensky versuchte, militärische Unterstützung durch westliche oder türkische Schiffe zu erhalten, um seine Schiffe zu begleiten, was aber abgelehnt wurde. Er bat Polen um die Annahme von Getreide, doch der polnische Ministerpräsident sagte nein. Und Kiew nannte ihn einen Populisten.
Das letzte Trockenladungsschiff verließ den Hafen von Odessa und nahm am 16. Juli, einen Tag vor Auslaufen des Getreideabkommens, Kurs auf Istanbul. Es war das türkische Schiff TQ Samsun. Am nächsten Tag wurde klar: Die Drohungen des US-Außenministeriums und die Andeutung irgendwelcher diplomatischer Kosten für Moskau halfen nicht. Russland hat seine Teilnahme an der Schwarzmeer-Initiative ausgesetzt.
Der Westen hatte ein ganzes Jahr Zeit, die Bedingungen des Abkommens zu erfüllen. Moskau erfüllte seinen Teil des Abkommens sowohl, als das Getreide woanders hingebracht als geplant wurde, als auch als Kiew begann, den humanitären Korridor für Terrorangriffe zu nutzen.
Weiterlesen: https://www.anti-spiegel.ru/2023/was-wird-aus-dem-getreideabkommen/
PDF: TR24.7.2023
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Siehe auch:
Die große Heuchelei um das Getreideabkommen
Von Jens Berger
19.7.2023
Russland hat das im Juli 2022 unter Vermittlung der UN und der Türkei mit der Ukraine abgeschlossene Getreideabkommen auslaufen lassen. Das kann man kritisieren. Wer jedoch bei seiner Kritik die ärmsten Länder der Welt für sich vereinnahmt, ist ein Heuchler. Nach den Daten der UN gingen nur drei Prozent der unter diesem Abkommen verschifften ukrainischen Getreidelieferungen in die Staaten, die von der Weltbank als arm eingestuft werden. 81 Prozent der Lieferungen gingen nach China und die reichen Staaten des Westens, wo das Getreide meist als Tierfutter genutzt wird. Die USA und die EU müssten nur mit dem Finger schnippen und die Ernährungssicherung der ärmsten Länder wäre gewährleistet. Doch darum geht es ja nicht. Es geht darum, der Ukraine Exporteinnahmen zu sichern, mit denen sie den Krieg weiterführen kann.
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Russland und Afrika
Putin schreibt einen Artikel über die Beziehungen zu Afrika
Der russische Präsident Putin hat einen Artikel geschrieben, in dem er auf die Beziehungen Russlands zu Afrika und auf das Getreideabkommen eingeht.
Von Thomas Röper
24.7.2023
https://www.anti-spiegel.ru/2023/putin-schreibt-einen-artikel-ueber-die-beziehungen-zu-afrika/
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Die deutsche Friedensbewegung und der Ukraine-Krieg
Von Karl-Jürgen Müller
26.7.2023
Die weltweite und insbesondere auch die deutsche Friedensbewegung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs («Nie wieder Krieg!») ist angetreten, Kriege als Mittel der Konfliktlösung grundsätzlich zu beenden. Dieses Ziel teilen alle Menschen guten Willens, so wie es auch die Charta der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1945 zum Ausdruck gebracht hat. Auch die Frage, die der folgende Artikel stellt, fühlt sich diesem Ziel verpflichtet. Die Frage lautet: Dient die teils scharfe Schuldzuweisung aus der deutschen Friedensbewegung an Russland für den Ukraine-Krieg wirklich dem Frieden? […]
[…] Dass in Deutschland gegen Bürger, die das offizielle und das Friedensbewegungs-Narrativ vom «völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg» kritisch hinterfragen, strafrechtlich ermittelt wird und schon erstinstanzliche Strafurteile gefällt wurden, ist eher ein Hinweis darauf, wie stark die deutsche Demokratie unter ihrer Kriegsbeteiligung schon gelitten hat. Jeder, der ein bisschen wach ist, hat mittlerweile mitbekommen, wie politisch unkorrekte Positionen zum Krieg in der Ukraine, aber auch zu anderen Kriegen, an denen Deutschland beteiligt ist, ausgegrenzt werden sollen.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=101667
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